Praxisentwicklung in der Pflege als gemeinsamer Lernprozess – Pflegewissenschaft im Klinikalltag gestalten
- Nick Nordmeier
- 27. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Leseempfehlung by Prof. Dr. Ruth Anna Weber

Impulse aus dem Beitrag von Dr. Thomas Boggartz in „Die Schwester Der Pfleger“ (05/2025)
Wie gelingt es, Pflege nicht nur auszuführen, sondern sie weiterzuentwickeln? Dr. habil. Thomas Boggartz macht in seinem Beitrag deutlich: Praxisentwicklung ist kein sporadisches Projekt, sondern ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess, der von den Pflegenden direkt aus der Pflegepraxis selbst beginnt. Entscheidend ist ein echter Bottom-up-Ansatz – getragen von den Pflegenden, ihren Ideen, ihrem Erfahrungswissen und Veränderungsprinzipien.
Gerade auch in der Langzeitversorgung steigen die Anforderungen: Sturzprävention, Dekubitusprophylaxe, Vermeidung von Polypharmazie – all das braucht systematisches Denken und evidenzbasiertes Handeln. Das geht nur, wenn hochqualifizierte Pflegefachpersonen aktiv an der Gestaltung von Arbeitsprozessen beteiligt sind. Es braucht eine personenzentrierte Kultur, in der Erfahrungswissen und wissenschaftliche Fundierung zusammenwirken.
An der Steinbeis Hochschule erleben wir genau das im Praxis-Transfer-Ansatz: Unsere Bachelor- und Masterstudierenden lernen nicht nur theoretisch, sondern setzen ihre Projekte in der eigenen Pflegepraxis um – mit Werkzeugen z.B. basierend auf Klassifikationssystemen wie ENP und NANDA-I . Diese Werkzeuge schaffen Klarheit und Struktur im Pflegeprozess und ermöglichen es, pflegerische Maßnahmen systematisch zu planen, durchzuführen und zu evaluieren.
Die Veränderungsprinzipien, die Kim Manley beschreibt – gemeinsame Werte im Team entwickeln, den Ist-Zustand erheben, einen Entwicklungsplan erstellen, Maßnahmen durchführen, reflektieren und Erfolge im Team feiern – sind die Basis für eine nachhaltige, teamgestützte Praxisentwicklung. Studien aus Norwegen und Neuseeland zeigen: Dort, wo akademisierte Pflegefachpersonen mit beruflich qualifiziertem Kolleginnen Aufgaben gezielt aufteilen, steigen Qualität, Zufriedenheit und Effizienz.
Der Beitrag macht auch deutlich: Es geht nicht um Hierarchie, sondern um Rollenklärung und wertschätzende Zusammenarbeit. Genau das Lernen unsere APN-Studierenden – in klinischen, forensischen oder psychiatrischen Settings. Praxisentwicklung bedeutet dabei: Sich selbst und das Team als lernende Organisation verstehen.
Mein Fazit: Pflegefachpersonen gestalten Versorgung – wenn man sie lässt. Der Beitrag von Dr. habil. Boggartz ist ein starkes Plädoyer für die Einbeziehung der Pflege in Veränderungsprozesse. Es ist Zeit, Praxisentwicklung als Teil des professionellen Selbstverständnisses zu verankern – mit klaren Rollen, evidenzbasiertem Wissen, systemischer Reflexion und echter Beteiligung. Dieser Gedanke verdient im deutschen Diskurs deutlich mehr Beachtung – nicht zuletzt im Licht der BAPID Studie.