Drei Tage im Zeichen der Gesundheitszukunft – Unser Rückblick auf den Hauptstadtkongress 2025
- Nick Nordmeier
- 1. Juli
- 3 Min. Lesezeit

Mit dem Hauptstadtkongress 2025 liegt einer der wichtigsten Termine der Gesundheitsbranche hinter uns – und Steinbeis Marburg war mittendrin. Drei Tage voller hochkarätiger Diskussionen, visionärer Impulse und inspirierender Begegnungen haben erneut gezeigt, wie dringlich, aber auch wie lösungsorientiert die Akteure im Gesundheitswesen agieren. Rund 5.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Forschung, Pflege, Kliniken und Wirtschaft kamen in Berlin zusammen – mit einem gemeinsamen Ziel: unser Gesundheitssystem zukunftsfest zu gestalten.
„Unser Gesundheitswesen braucht alle Intelligenz. Jetzt.“ – das Motto des HSK war spürbar präsent. Und es hat bewegt.
Politischer Auftakt mit Signalwirkung
Schon zum Auftakt setzte der Kongress ein klares Zeichen. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) besuchte den HSK und stellte ihre Reformvorschläge vor – unter dem Leitsatz „Gut zuhören und den Dialog suchen“. Der Besuch der Ministerin unterstreicht die Bedeutung des HSK als Plattform für politischen Austausch und gesellschaftlichen Dialog.
Auch Österreich war in diesem Jahr als erstes europäisches Partnerland geladen. Dr. Katharina Reich, Chief Medical Officer im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, betonte in ihrer Rede:
„Deutschland und Österreich stehen vor ähnlichen Herausforderungen – wir können und sollten voneinander lernen.“
Ein Zeichen für mehr europäische Zusammenarbeit im Gesundheitswesen.
Digitalisierung, KI, Pflegereform – kein Thema blieb außen vor
Mit über 90 Panels, 450 Referentinnen und Referenten sowie spezialisierten Formaten wie Satellitensymposien und dem Ethischen Café bot der HSK ein breites Spektrum an Diskussionen. Besonders deutlich wurde: Die Herausforderungen sind vielschichtig, die Lösungsansätze ebenso.
Prof. Dr. Karl Max Einhäupl, Kongresspräsident, brachte es auf den Punkt:
„Wenn wir uns nicht um KI kümmern, wird sich KI um uns kümmern.“
Dabei ging es nicht nur um die technologische Perspektive, sondern auch um konkrete Anforderungen an das System – etwa Datenschutz, Akzeptanz und die Notwendigkeit verbindlicher Standards.
Fokus Pflege: Ein Weckruf an die Politik
Ein zentrales Thema war die Zukunft der Pflegeversicherung. Die Zahlen, die Prof. Dr. Heinz Rothgang (Universität Bremen) präsentierte, sind alarmierend: Bis 2050 werde die Zahl der Pflegebedürftigen auf rund 9 Millionen steigen, während sich die Löhne in der Pflege in den letzten zehn Jahren doppelt so stark entwickelt haben wie im Rest der Wirtschaft.
Sein Appell:
„Ohne Steuerfinanzierung, Finanzausgleich und eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze wird es nicht gehen.“
Auch Dr. Annika Lange vom Bundesgesundheitsministerium unterstrich, dass es mehr als finanzielle Maßnahmen braucht – ein ganzheitlicher Blick auf Versorgung und Struktur sei essenziell. Der bpa-Vertreter Norbert Groteforderte ein Personalsicherungsgesetz:
„Wir müssen dringend über strukturelle Lösungen reden, bevor uns die Babyboomer-Welle überrollt.“
Innovationspreis: Leuchtturmprojekte aus der Praxis
Ein Highlight war die Verleihung des Innovationspreises an praxiserprobte Projekte, die durch Interdisziplinarität und Langfristigkeit glänzen.
🏆 Platz 1: Kinderschutzambulanz der St. Vincenz Kliniken in Paderborn – ein Modellprojekt für Trauma- und Misshandlungsdiagnostik bei Kindern.
🥈 Platz 2: CCC-Integrativ am Universitätsklinikum Tübingen – evidenzbasierte Beratung zu Komplementärmedizin für Krebspatienten.
🥉 Platz 3: Medizinische Universität Lausitz – Einführung spezialisierter „Chemo-Schwestern“ zur Verbesserung der Patientenkommunikation.
Diese Projekte zeigen eindrucksvoll, wie durch kreative Konzepte und mutige Umsetzung echte Versorgungslücken geschlossen werden können.
Abschlusskommuniqué: Forderungen mit Nachdruck
Zum ersten Mal wurde der Kongress mit einem offiziellen Abschlusskommuniqué beschlossen – mit dem Ziel, die erarbeiteten Erkenntnisse systematisch in die politischen Entscheidungsprozesse einzubringen.
Einige zentrale Botschaften:
Pflege gehört in die politische Kommission. Vera Lux machte deutlich:
„Die Pflege ist nicht das Problem, sie ist die Lösung. Sie muss mitgestalten.“
Gendermedizin und DIGA dürfen keine Nischenthemen bleiben, forderten Dr. Iris Hauth und Prof. Dr. Jens Scholz.
Bürokratieabbau und Mut zur Innovation sind notwendig, so Dr. Matthias Bracht.
Und zur GKV-Finanzierung formulierte Wolfgang van den Bergh klar:
„Ein Darlehen als Zuschussersatz wird langfristig nicht tragfähig sein.“
Der Hauptstadtkongress 2025 hat deutlich gemacht, dass Veränderung im Gesundheitssystem nur im Schulterschluss gelingen kann – zwischen Politik, Versorgung, Wissenschaft und Gesellschaft. Als Hochschule sehen wir bei Steinbeis Marburg unsere Rolle darin, genau diesen Schulterschluss mitzugestalten.
Die Themen, die uns dort begegnet sind – ob Digitalisierung, Fachkräftemangel, Versorgungsinnovation oder interprofessionelle Zusammenarbeit – sind auch in unserer täglichen Projektarbeit hochrelevant.
Wir nehmen aus Berlin viele Impulse mit zurück nach Marburg. Und wir bleiben dran – denn:
Gesundheit braucht Tempo. Innovation. Und Zusammenarbeit. Jetzt.